Niemals aufgeben
Ich habe eigentlich immer gerne gearbeitet. Arbeiten ist für mich in erster Linie Unabhängigkeit.
Mal etwas kaufen können, das man sich selbsterarbeitet hat. Geld bekommt so einen anderen Wert. Arbeit ist aber auch Entspannung. Ich arbeite abends, alles ist still, ich bin allein, habe Zeit für mich selbst. Und nur wenn man arbeitet, kann man sich wirklich auf die freien Tage freuen, die ich oft auf den Bergen verbringe. Vor 30 Jahren hatte ich einen Bergunfall. Mein Mann und ich machten eine gemütliche Wanderung, ich rutschte auf einem Schneefeld aus und konnte mich erst in letzter Sekunde an einem Stein festhalten.
Zum Glück war ein Bergführer in der Nähe, der mich gerettet hat. Danach hatte ich jahrzehntelang panische Höhenangst. Sogar das Blumengießen und Wäsche aufhängen auf dem Balkon war ein Horror! Für mich als leidenschaftliche Wanderin war dies natürlich besonders schlimm. Und dennoch ging ich weiterhin in die Berge. Langsam und vorsichtig zwar, aber ich ließ mich von meiner Angst nicht unterkriegen.
Eines Tages, bei einer Wanderung mit Freundinnen auf den Hochfeiler, merkte ich, dass die Höhenangst weg war. Die Freude, die ich empfand, als ich damals auf dem Gipfel stand, ist unbeschreiblich. Endlich hatte ich das schlimme Erlebnis überwunden.
Der Unfall und das Überwinden der Höhenangst haben mir gezeigt, dass ich sehr stark sein kann. Niemals aufgeben, sich nicht von Ängsten dominieren lassen – das ist eine Lehre, die ich von meinen Erfahrungen ziehen konnte.
Brigitta Durnwalder